Radikalität - Zahl der islamistischen Gewalttaten in Hamburg steigt stark an
Die Zahl der von den Behörden als gewaltbereit eingestuften radikalen Islamisten in Hamburg steigt. Wie der Senat auf eine Anfrage der Linkspartei mitteilte, fallen bis Ende 2023 1.520 Personen in diese Kategorie, im Verfassungsschutzbericht 2022 waren es noch 1.450 - ein Anstieg um fast 5 Prozent.
Seit 2019 hat sich die Zahl der gewaltbereiten Islamisten in Hamburg sogar um rund 13 Prozent erhöht. Damals hatte der Verfassungsschutz 1.345 Personen gezählt, auf die dieses Kriterium zutrifft.
Derzeit werden in Hamburg 19 Personen als "religiös-ideologisch" eingestuft, ein Begriff, mit dem die Polizei Personen bezeichnet, die zu schweren Gewalttaten bis hin zu möglichen terroristischen Anschlägen bereit sind. Zehn dieser Personen sind derzeit in Deutschland oder im Ausland inhaftiert, vier weitere befinden sich im Ausland.
Der Senat geht davon aus, dass die Gesamtpräsenz von Islamisten in der Stadt 1.840 Personen beträgt - ein leichter Anstieg gegenüber der im Bericht von 2022 genannten Zahl von 1.755.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Cansu Özdemir, äußerte sich sehr besorgt über den Anstieg der gewaltbereiten Islamisten. "Auch wenn der Verfassungsschutz jetzt genauer hinschaut und die Zahlen dadurch höher sind, müssen wir davon ausgehen, dass es tatsächlich eine Zunahme des Islamismus gibt", sagte Özdemir der Deutschen Presse-Agentur.
Sie kritisierte auch das 2014 eingeführte und 2016 überarbeitete Konzept des Senats "Wirksame Maßnahmen gegen gewaltbereiten Salafismus und religiösen Extremismus" und bezeichnete es als völlig gescheitert, so dass es komplett überarbeitet werden müsse.
Provokativ wiederholte sie ihre Forderung nach einem Verbot der Gruppe Muslim Interaktiv, die vom Verfassungsschutz als verifizierte extremistische Organisation eingestuft wird und für eine islamistische Demonstration in St. Georg am vergangenen Samstag verantwortlich war, die internationale Empörung auslöste.
Özdemir fordert ein aktives Eingreifen: "Wenn die Aktivitäten und Manöver von Muslim Interaktiv seit Jahren bekannt sind, frage ich mich, warum man so lange untätig geblieben ist. Vereinsverbote behindern extremistische Organisationen und haben einen großen Einfluss auf die Bevölkerung".
Özdemir meint jedoch, dass repressive Maßnahmen allein nicht ausreichen. "Der Senat muss dringend seine Aufklärungsarbeit verbessern", forderte sie. Die Untersuchung hat auch gezeigt, dass die Furkan-Bewegung, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, mit verlockenden Angeboten wie Kinderbetreuungseinrichtungen aktiv um neue Anhänger wirbt.
Die Politikerin betonte, dass die muslimischen Gemeinden über die Gefahren islamistischer Gruppen informiert werden müssen. "Der Senat hat die Mittel zum Handeln, er muss sie nur nutzen."
Eine Zusammenfassung der Antwort des Senats auf die Anfrage der Linkspartei.
Lesen Sie auch:
Quelle: www.stern.de