Politiker debattieren über aktualisierte Schulprogramme für gymnasiale Einrichtungen. - Wird es ein einheitliches Bildungsmodell für alle Schüler geben?
Es gibt Streit um das niedersächsische Bildungssystem!
Der Anlass der Kontroverse: Das Kultusministerium lässt derzeit neue Lehrpläne für wichtige Fächer wie Deutsch in der Sekundarstufe I (Klassen 5 bis 10) erstellen. Bislang gab es diese "Kernlehrpläne" für Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen und Gesamtschulen. Künftig wird es nur noch einen Lehrplan geben, der nur noch zwischen zwei Leistungsniveaus unterscheidet.
Für Wolfgang Schimpf (56), ehemaliger Schulleiter des Max-Planck-Gymnasiums in Göttingen und früherer Vorsitzender der Direktorenvereinigung, steht fest: Kultusministerin Julia Willie Hamburg (37, Grüne) baut das traditionelle Schulsystem ab!
"Das Ziel, so steht es explizit im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen für 2022, ist eine Einheitsschule bis zur Klasse 10. Das Ziel ist also ein gemeinsamer Lehrplan für die gesamte Sekundarstufe I", schreibt Schimpf in der FAZ. Die rot-grüne Landesregierung habe kein Interesse an der Beibehaltung des gegliederten Schulsystems, "auch wenn die politisch starken Wünsche der Eltern etwas anderes vermuten lassen."
Christian Fühner (36), CDU-Bildungspolitiker, äußerte sich ablehnend: "Frau Hamburg ist auf dem besten Weg, den niedersächsischen Bildungsfrieden zu zerstören. Die Umstrukturierung der Lehrerausbildung zur Vereinheitlichung der Lehrer und die Anpassung an einen einheitlichen Lehrplan sind ein Angriff auf die Gymnasien." Das bedeute, so Fühner, dass die Einheitsschule sozusagen "durch die Hintertür" aufgebaut werde.
Bildungsministerium antwortet
Das Bildungsministerium dementiert dies: "Niemand will die Gymnasien auflösen. Und es ist auch nicht das Ziel, über Schulformen zu diskutieren." Vielmehr gehe es darum, die Lehrpläne zu modernisieren, um eine "Durchlässigkeit" zu ermöglichen. Der Wechsel zwischen den Schulformen wie Gymnasium oder Realschule soll einfacher werden.
Im Koalitionsvertrag heißt es allerdings, Rot-Grün wolle "insbesondere die Sekundarschulen in ihrer Entwicklung zur Gesamtschule (IGS) fördern." In der IGS werden die Kinder nicht nach Schulformen getrennt, sondern ähnlich wie in der Grundschule gemeinsam unterrichtet. Sekundarschulen gibt es in Niedersachsen seit 2011, als Haupt- und Realschulen zu Sekundarschulen fusionieren konnten.
In den Jahren seither haben sich immer mehr Oberschulen in IGS umgewandelt. Seit 2015 haben bereits dreizehn Oberschulen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
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Quelle: symclub.org