Gedämpfte Stimmung nach Kieler Niederlage - Unerwartet beginnt eine Frau in der Menge zu schreien.
Im letzten Spiel der Easycredit Handball-Bundesliga traf der amtierende Meister THW Kiel auf die Rhein-Neckar Löwen und verlor vor heimischer Kulisse mit 26:30. Bemerkenswert ist, dass in der ersten Halbzeit nur 22 Tore fielen, was darauf hindeutet, dass beide Mannschaften kritische Wochen vor sich haben, da Kiel Anfang Juni an der Champions League teilnimmt und die Löwen bereits nächste Woche (Halbfinale am 25. Mai gegen die Füchse Berlin) an der Europa League teilnehmen. Dass für beide Teams in der HBL nicht mehr viel zu holen ist, liegt auf der Hand.
Der emotionalste Moment des Abends kam schon vor dem Spiel. Eine Frau im Publikum fing an zu weinen. Wie kam es zu dieser Reaktion? Das THW hatte eine besondere Aktion für seine treue Mitarbeiterin und ehemalige Geschäftsführerin Sabine Holdorf-Schust geplant. Sie wurde mit einem herzlichen Video geehrt, das ihr 25-jähriges Engagement für den Kieler Verein würdigte und in der vollbesetzten Wunderino-Arena abgespielt wurde. Das Publikum bedachte diesen herzerwärmenden Moment mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen. Holdorf-Schust, die seit 1999 für den Verein tätig ist, saß schockiert und mit Tränen in den Augen im Publikum. Solch ergreifende Momente.
Das Spiel verlief dann etwas ruhiger. Das Hauptproblem für die Lions war der Gesundheitszustand von Starspieler und Angreifer Juri Knorr. Eine hartnäckige Erkältung hatte ihn dazu gezwungen, das Heimspiel gegen Hannover (27:29) und sowohl den DHB-Lehrgang als auch das Testspiel in Schweden zu verpassen. Dennoch gab er sein Comeback und wurde nach 13 Minuten eingewechselt. Sein erster Wurf wurde von Kiels Torhüter Mrkva pariert (15.), sein zweiter war erfolgreich (17.). Dank Knorrs Beitrag stand es 5:5.
Bemerkenswerterweise standen die Torhüter im Mittelpunkt, insbesondere der für Späth eingewechselte Mikael Appelgren, der mit 11 Paraden und einer überragenden Trefferquote von 52 % eine beeindruckende erste Halbzeit ablieferte. Insgesamt kam er auf 18 Paraden (43 %). Die Lions taten sich schwer, ein Tor zu erzielen, und erzielten in den ersten zehn Minuten nur zwei Treffer, was vor allem auf die hervorragende Leistung von Appelgren zurückzuführen war. Zur Pause stand es 10:12 für Kiel.
THW-Haupttorschütze Rune Dahmke zeigte sich in einem Interview mit Dyn unzufrieden mit der geringen Trefferquote. Er sagte: "Wir machen uns das Leben selbst schwer. Wir liegen immer noch nur zwei Punkte zurück, es ist also nicht das Ende der Welt, aber wir müssen unsere Chancen besser nutzen".
Doch die Lions schafften es, das Spiel zu drehen und bauten ihren Vorsprung am Ende sogar noch aus. Nachdem sie fünf der letzten sechs Heimspiele verloren hatten, gelang ihnen gegen Kiel ein Sieg. Das ist das erste Mal seit Dezember 2016, dass ihnen ein solches Kunststück gelingt.
TV-Experte Maik Machulla (47), bisher Trainer von Flensburg und demnächst von Aalborg, verglich die Löwen mit Borussia Dortmund. Er meinte: "Man kann sie ein bisschen wie Borussia Dortmund sehen. Sie sind in Europa großartig und liefern konstant Spitzenleistungen ab. Aber in der Bundesliga tun sie sich schwer. In dieser Saison fehlt es ihnen an Konstanz, sowohl zu Hause als auch auswärts. Wenn man mitten in einer Negativserie steckt und den Druck in der Kabine und im Training spürt, ist es schwer, aus diesem Trott herauszukommen."
Haben die negativen Äußerungen des Experten die Lions beflügelt? Ihr Ersatzmann Appelgren räumte dies ein: "Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, Konstanz zu finden. Wir haben die Qualität, aber wir müssen jedes Spiel abliefern."
Kiel hingegen schwächelte. Trainer Filip Jicha (42) sagte: "Unsere Trefferquote war während des gesamten Spiels außergewöhnlich niedrig. Wenn wir weiterhin siegreich bleiben wollen, müssen wir dieses Problem beheben."
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Quelle: symclub.org