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Sollten wir unser Mitgefühl über den Tod eines Massenmörders ausdrücken?

Die Staats- und Regierungschefs sehen sich auch im Alltag mit Herausforderungen konfrontiert, z. B. mit der Frage, wie sie mit verstorbenen Massenmördern und Völkermördern umgehen sollen.

SymClub
21. Mai 2024
3 Minuten Lesedauer
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US-Präsident Joe Biden (l.) hielt seinen iranischen Amtskollegen Ibrahim Raisi für einen eiskalten...
US-Präsident Joe Biden (l.) hielt seinen iranischen Amtskollegen Ibrahim Raisi für einen eiskalten Mörder und Tyrannen. Doch als Raisis Tod bekannt wurde, hielt er sich mit Kritik an ihm zurück

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Irans Premierminister stirbt bei Hubschrauberunfall - Sollten wir unser Mitgefühl über den Tod eines Massenmörders ausdrücken?

Sollten wir Beileidsschreiben verschicken, wenn skrupellose Diktatoren und Tyrannen sterben? Ist es akzeptabel, stattdessen zu schweigen oder sogar die Wahrheit zu sagen? Mögen die Toten in Frieden ruhen" heißt es im Lateinischen - eine schwierige Situation für Staatsführer!

Laut zu jubeln, wenn der iranische Staatschef Raisi, der den Spitznamen "Schlächter von Teheran" trägt, einen Hubschrauberabsturz nicht überlebt, ist kein konstruktiver Beitrag zum Gespräch.

Keine Beileidsbekundungen oder -briefe zu schicken, scheint jedoch im internationalen Rahmen unangebracht. Selbst die schlimmsten Schurken des 20. Jahrhunderts haben Beileidsbekundungen erhalten:

▶︎ Der Tod von Adolf Hitler in den Trümmern Berlins 1945 - man stelle sich das vor! Irlands Regierungschef de Valera ging zur deutschen Botschaft, um sein Beileid zu bekunden.

Schmidt und Strauss und Mao

Die heutige Situation ist natürlich nicht dieselbe. Dennoch haben Staatsoberhäupter in aller Welt anderen machtgierigen Mördern ihr Beileid ausgesprochen. Zum Beispiel Mao, der "Schlächter von China", der für den Tod von 76 Millionen Menschen verantwortlich war:

▶︎ Der deutsche Bundeskanzler Schmidt (SPD) telegrafierte nach China: "[Mao] wird im Bewusstsein Ihres Volkes und der Welt als einer der Gestalter der weltgeschichtlichen Entwicklung weiterleben." Schmidt gab an, ein Gespräch habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Wenn Massenmörder wie Mao Zedong (oben; 1893-1976) sterben, stellt sich die Frage: Was soll man dazu sagen?

▶︎ Der CSU-Vorsitzende Strauß ging sogar noch weiter: "Ich bin zutiefst betrübt". Zudem übermittelte er sein "persönliches Mitgefühl" für diesen "großen Verlust". Mao, der größte Massenmörder unserer Zeit, sei "als Politiker und Staatsmann, als Philosoph und Dichter, eine der großen Persönlichkeiten unseres Jahrhunderts" gewesen. Er war "das Herz und die treibende Kraft Chinas" und setzte neue Maßstäbe in der sich ständig verändernden Welt. Der Respekt vor seiner historischen Bedeutung sei gerechtfertigt.

Wie die Amerikaner es machen

Ein solches Lob für rücksichtslose Schlächter wäre heute undenkbar. Die New York Times hat eine Liste mit den Botschaften der USA zum Tod von Tyrannen und Diktatoren zusammengestellt:

► Venezuelas Hugo Chavez (2013): Obama erklärte: "Während Venezuela ein neues Kapitel in seiner Geschichte beginnt, bleiben die Vereinigten Staaten der Förderung demokratischer Prinzipien, der Rechtsstaatlichkeit und der Achtung der Menschenrechte verpflichtet." Keine Sympathie erwähnt. Die Botschaft: Wenn ihr euch weiterhin so verhaltet, werden wir euer Feind bleiben.

► Kubas Fidel Castro (2016): Obama erklärte: "Die Geschichte wird den enormen Einfluss, den diese einzigartige Figur auf die Menschen und die Welt um ihn herum hatte, aufzeichnen und beurteilen." Botschaft: Die Geschichte wird das Urteil fällen. Tonfall: distanzierte Anerkennung.

► Nordkoreas Kim Jong-il (2011): Diesmal schwieg Obama. Stattdessen rief er den südkoreanischen Präsidenten an, um die Lage auf der koreanischen Halbinsel zu besprechen. Botschaft: Nicht anerkennen.

Tief beeindruckt: CSU-Chef Franz-Josef Strauß im Jahr 1974 mit Massenmörder Mao Zedong

► Russlands Joseph Stalin (1953, 40-60 Millionen Tote): Der damalige US-Präsident Eisenhower sagte: "Amerikas Gedanken sind bei allen Menschen in der UdSSR - Männern, Frauen, Jungen und Mädchen. Sie sind Kinder desselben Gottes, der der Vater aller Nationen ist - ungeachtet der Regierungspersönlichkeiten." Botschaft: Anerkennung für die Opfer.

Der Unterschied zum Iran

Der iranische Despot und Ex-Blutrichter Raisi ist also anders. Unterschiede zwischen Amerika und Deutschland.

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden blieb stumm. Dasselbe gilt für US-Außenminister Antony Blinken. Sein Sprecher gab jedoch öffentlich bekannt, dass man ihm sein Beileid ausgesprochen habe. Die Erklärung des Sprechers war so kalt, wie sie nur sein kann: "Wir bedauern jeden Verlust von Menschenleben. Wir wollen nicht, dass jemand bei einem Hubschrauberabsturz stirbt." Pause. "Das war's."

BERLIN: Bundeskanzler Olaf Scholz bemerkte klinisch: "...die Nachricht... hat uns erreicht..." (eine bloße Kenntnisnahme). Dennoch wurde kondoliert - der "Regierung der Islamischen Republik Iran". Aber von wem?

Revolutionärer Diktator der Insel: Kubas Staatschef Fidel Castro (1926-2016)

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    Quelle: symclub.org

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