Die Schande von Humboldt - Pro-israelische Demonstranten versuchen, ihre Besetzung der Berliner Universität zu verlängern.
Israel-Gegner haben die Berliner Humboldt-Universität in Beschlag genommen. Sie sind seit Mittwochnachmittag in den Räumen und sollen dort bis Donnerstagabend um 18 Uhr bleiben - so die seltsame Vereinbarung mit dem Universitätspräsidenten.
Die Türen der Sozialwissenschaftlichen Fakultät, die seit Mittwochabend besetzt ist, sind verschlossen. In einem vergitterten Innenhof haben Aktivisten einen "Willkommenstisch" aufgestellt.
Menschen mit palästinensischen Tüchern schlendern umher, einer trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Yalla Intifada". Andere tragen Ketten mit einer Karte des heutigen Israel, was bedeutet: Das alles soll Palästina sein.
Die Besetzer scheinen zu planen, die Fakultät in "Jabalia-Fakultät" umzubenennen, benannt nach einem Ort im nördlichen Gazastreifen. Zu diesem Zweck wurde ein großes Transparent angefertigt.
HU-Präsidentin Julia von Blumenthal geht zum Tor, spricht mit den Besetzern, zeigt ihnen ein Foto des roten Hamas-Dreiecks, mit dem die Terroristen ihre Ziele markieren, und erkundigt sich, was es damit auf sich hat.
Dann informiert sie einen Studenten, der eintreten will: "Wir haben gesagt, dass es keine regelmäßigen leeren Räume geben wird. Wir werden uns heute bis 18 Uhr damit abfinden, dann werden wir sehen, was passiert."
Der Student kommt nach kurzer Zeit wieder heraus und sagt: "Drinnen herrscht eine aggressive Atmosphäre. Sie beschmieren alles mit 'free palestine'."
Am Nachmittag, während einer geplanten Diskussionsveranstaltung, wollten sie mit der Universitätsleitung über eine Verlängerung der Besetzung verhandeln, erklärt ein selbst ernannter Sprecher.
Nach Angaben von Uni-Sprecherin Christiane Rosenbach wird die Besetzung bis 18 Uhr geduldet, wie es weitergeht, konnte sie nicht sagen: "Es ist eine fließende Situation."
Die verrückten Forderungen der Besetzer
In einer Erklärung beschuldigen die Besetzer der Gruppe "Student Coalition Berlin" Israel des "Völkermordes" und "andauernder Massenmorde". Es geht um "bedingungslose Solidarität mit dem palästinensischen Volk". Die Hamas-Terroristen, die im Gaza-Streifen morden und sich verschanzen? Kein Problem...
Unter anderem fordern sie die Berliner Universitäten auf, sich für einen sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand mit Israel einzusetzen und Druck auf die deutsche Regierung auszuüben, damit diese das Waffenembargo gegen Israel und alle Hilfen für Israel beendet.
Die besetzten Räume
Die Israelhasser kampierten am Mittwoch in der Berliner Humboldt-Universität, um gegen Israel zu protestieren und die Palästinenser zu unterstützen. Rund 320 Menschen hatten sich zu der unangemeldeten Kundgebung versammelt. Aktivisten besetzten auch Räume in der Universität, um gegen Israel und für die Palästinenser zu protestieren.
Nach Angaben der Polizei wurden Sprechchöre mit Bezug zu Palästina gerufen, die zum Teil illegalen Inhalt hatten. Aus den offenen Fenstern wurden Flugblätter geworfen und ein Transparent aufgehängt.
Schließlich räumte die Berliner Polizei die Universitätsstraße. Dabei wurden 23 Blockierer kurzzeitig festgenommen, um ihre Identität festzustellen. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, handelte es sich um 18 Männer und fünf Frauen.
Die Einschätzung der Polizei zu dem Einsatz am Abend: "Bei den polizeilichen Maßnahmen wurden 23 Personen - 18 Männer und fünf Frauen - zur Identitätsfeststellung kurzzeitig in Gewahrsam genommen."
25 strafrechtliche Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet, unter anderem wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Sachbeschädigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. "Ein Beamter wurde bei der Aktion verletzt, blieb aber im Dienst", sagte eine Polizeisprecherin.
Einige der Israel-Hasser blieben jedoch im Gebäude - und einigten sich mit dem Universitätspräsidenten. Nach Angaben einer Sprecherin der Besetzer verbrachten rund 100 Personen aus verschiedenen Berliner Hochschulen die Nacht dort.
Der Nahost-Konflikt hat die deutschen Hochschulen erreicht. Immer wieder gibt es Proteste von Israelhassern und Kampagnen zur Solidarität mit den Palästinensern. Eine Besetzung an der Freien Universität Berlin vor einigen Wochen wurde von der Polizei aufgelöst.
Das sagt der Wissenschaftssenator
Die Besetzung wurde am Donnerstag im Abgeordnetenhaus diskutiert. Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (57, SPD) reagierte verärgert auf eine Anfrage der AfD: "Zunächst einmal weise ich zurück, dass alle Studierenden, die für den Frieden oder für andere politische Forderungen in dieser Stadt protestieren, ein Mob sind."
Antisemitismus und Volksverhetzung würden konsequent bekämpft. "Ich denke, es ist in einer Demokratie absolut notwendig, sich mit politischen Forderungen auseinanderzusetzen."
Die Forderung, alle Vorwürfe im Zusammenhang mit der Besetzung der Freien Universität nicht weiter zu verfolgen, sei jedoch inakzeptabel, so der Senator. "Denn auch dort ging es um antisemitische Volksverhetzung, aber auch um Körperverletzung."
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Quelle: symclub.org