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Prince versucht, durch eine verdeckte Operation Kontakte zu Putin zu knüpfen.

Um 10.28 Uhr begann ein Prozess von historischer Bedeutung: Die Putschisten um Fürst Heinrich XIII. Reuß (72) wurden von der Staatsschutzkammer in Frankfurt am Main vernommen.

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21. Mai 2024
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Angeklagt wegen Hochverrats: Fürst Reuß soll als Rädelsführer einen Staatsstreich geplant haben
Angeklagt wegen Hochverrats: Fürst Reuß soll als Rädelsführer einen Staatsstreich geplant haben

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Die versteckten Dokumente der "Reichsbürger"-Verschwörer - Prince versucht, durch eine verdeckte Operation Kontakte zu Putin zu knüpfen.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft hatten die Angeklagten die Übernahme der Regierung geplant, den Reichstag ausspioniert und Todeslisten geführt. Sie sollen sogar versucht haben, Bundeskanzler Olaf Scholz gefangen zu nehmen und live im Fernsehen zu zeigen.

Der Prozess gegen die Reichsbürger beginnt

Johanna F.-J. (53) betritt um 10.12 Uhr als Erste den provisorischen Gerichtssaal des Oberlandesgerichts Frankfurt, eine graue Kapuze über dem Kopf. Dann war es Zeit für die Verhandlung: Die ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete Dr. Birgit Malsack-Winkemann (59) folgte in einer Winterjacke und mit niedergeschlagener Miene, Ex-Polizist Michael Fritsch (59) saß in schwarzer Jacke und weißem Hemd in der ersten Reihe. Survival-Trainer Peter Wörner (55) schritt zu seinem Platz neben zwei rechten Anwälten in grün-beiger Jagdkleidung. Der abgemagerte Heinrich XIII. Prinz Reuss (63) betrat im königsblauen Jackett den Saal und tippte sofort mit dem Finger unruhig auf den Tisch. Der von einem Hungerstreik geschwächte Maximilian Eder (65) wurde von zwei Wachtmeistern zu seinem Platz in der zweiten Reihe geführt. Die Freundin von Prinz Reuss, Vitalia B. (40), schlenderte im blauen Anzug und Burberry-Schal selbstbewusst an den Mitangeklagten vorbei. Um 10.20 Uhr trafen schließlich Hans-Joachim H. (66) und Ex-KSK-Kommandeur Rüdiger von Pescatore (70) ein und salutierten im militärischen Stil vor dem Publikum.

Aus Platzgründen wurde eigens für die Verhandlung ein provisorischer Gerichtssaal gebaut

Unmittelbar danach sprach Richter Jürgen Bonk,

suchte Prinz Reuss den Kontakt zu Putin

Richter Jürgen Bonk leitet die Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Frankfurt

PRINZ REUSS: Der aus einem alteingesessenen thüringischen Adelsgeschlecht stammende Prinz kämpft immer noch für die Wiederherstellung seiner Ländereien und die Wiederauferstehung des "Fürstentums Reuss". Als Vorsitzender des so genannten "Rates" soll er mit den Alliierten über einen Staatsstreich verhandelt und Gelder aus seinem millionenschweren Goldvermögen eingesetzt haben, um diesen zu ermöglichen. Er versuchte, eine direkte Verbindung zum russischen Präsidenten Putin und den ihm nahestehenden Rockern der "Nachtwölfe" herzustellen, indem er mehrfach mit Vertretern der russischen Botschaft verkehrte. In abgehörten Telefongesprächen soll er damit geprahlt haben, dass er "die Kalaschnikow ausrüsten" müsse. "Ich werde sie umbringen", soll er über Mitglieder der deutschen Regierung gesagt haben.

Pescatore: Glaube an satanische Rituale

Pescatore auf dem Weg zum Gerichtssaal

RÜDIGER V. PESCATORE: Während seiner Zeit bei der Bundeswehr landete er gelegentlich einen Hubschrauber, um sich eine Tasse Kaffee zu gönnen und Waffen aus alten NVA- und Volkspolizeibeständen zu stehlen. Er glaubt an versteckte Gefängnisse, in denen Kinder von der Elite "gefoltert, vergewaltigt und in satanischen Praktiken ermordet" werden. Er leitete den militärischen Flügel der Reuß-Gruppe und verwaltete auch den "Patriotenfonds", mit dem Benzin, Lebensmittel und Unterkünfte bezahlt wurden.

Eder: Trunksucht und Missbrauch von Titeln

Eder bezeichnet sich selbst als

MAXIMILIAN EDER: Der Ex-Militär und Coronavirus-Leugner hat wegen Trunkenheit am Steuer, Titelmissbrauchs und Missbrauchs von Minderjährigen für Aufsehen in der Justiz gesorgt. Seit seiner Verhaftung in Italien am 7. Dezember 2022 bezeichnete er sich als "friedlicher Freiheitskämpfer" und bestritt jegliche Absicht, die Regierung gewaltsam zu stürzen. Maximilian Eder behauptet, dass die Verantwortlichen für "Kindesmissbrauch, den Coronavirus-Betrug und die Diktatur des Staates" daran arbeiten, ihn mundtot zu machen. Er sagt jedoch voraus, dass sie innerhalb von drei Jahren verschwinden werden.

Wörner: Kreuzzügler gegen das "satanische System"

Wie Wörner sich im Netz präsentiert

PETER WÖRNER: Einst Leutnant im Kommando Spezialkräfte, sprach er mit verdeckten BKA-Ermittlern offen über seine Bemühungen, das "satanische System" zu stürzen. In wenigen Wochen würde die "Allianz" antreten, die Kontrolle über die Bundeswehr übernehmen und Politiker festnehmen. Aufgrund des Kriegsrechts könnten auch Hinrichtungen eine Option sein. Präsident und Frau Obama sowie Präsidentin und Frau Clinton wurden bereits verhaftet oder ermordet und durch Doppelgänger ersetzt. Der Staatsstreich würde durch versteckte Goldvorkommen finanziert werden. Seine letzte Nachricht am Tag der Razzia: "Die Polizei kommt zu mir! Polizei!"

Fritsch: Fragwürdige "Querdenker"-Verbindungen

MICHAEL FRITSCH: Er trat bei "Querdenker"-Versammlungen auf und wurde am 14. März 2023 aus dem Polizeidienst in Hannover entlassen. Für die Partei "Die Basis" bewarb er sich 2021 erfolglos um einen Platz im Bundestag. In der neuen Regierung war er für "Sicherheit und Strafverfolgung" zuständig und führte eine Liste mit Kontaktdaten von Bundestagsabgeordneten. Trotzdem behauptete er während einer zweitägigen Befragung in der JVA Sehnde, er sei nicht an der Planung der Reichstagsstürmung beteiligt gewesen. Er sei nicht daran interessiert gewesen, einen Krieg zu beginnen oder eine Revolution oder einen gewaltsamen Aufstand zu starten.

Der Unternehmensberater aus Bockhorn, der früher Gefreiter bei der Bundeswehr war, kam aufgrund seiner Unzufriedenheit mit dem Vorgehen der Regierung gegen die Coronavirus-Pandemie mit der Gruppe in Kontakt. Den beschlagnahmten E-Mails zufolge soll er 151.000 Euro in die "Entwicklung unseres Vereins" investiert haben. Vor allem überwies er 75.000 Euro an zwei kriminelle Schweizer Brüder für die Suche nach unterirdischen Kindergefängnissen, die sie wahrscheinlich für sich selbst behielten.

Dr. Birgit Malsack-Winkemann unterstützt die Gruppe

DR. BIRGIT MALSACK-WINKEMANN: Die Ex-Richterin und ehemalige Bundestagsabgeordnete führte Eder und Wörner unter anderem durch die Tunnel des Reichstages ("... die Älteren konnten nicht mehr so gut laufen", sagte sie bei ihrer Vernehmung). Sie zeigte ihnen, wo die Regierungsmitglieder saßen und gab ihnen Listen der Parlamentssitzungen. Im Fürstenrat wurde ihr das Ressort "Justiz" zugeteilt: Sie wolle nicht mehr als Richterin dienen, sondern selbst in der Regierung tätig sein, teilte sie ihrem Astrologen mit. Ein merkwürdiges Detail: Während ihr Chef, Fürst Reuß, den Kontakt zur russischen Botschaft suchte, besorgte sich Malsack-Winkemann einen kleinen Waffenschein, ein Haenel-Gewehr CR223 und einen Smith & Wesson 686 Revolver - für den Fall, dass "die Russen kommen, sozusagen."

Johanna F.-J.: Spezialisiert auf vergessene Erinnerungen

JOHANNA F.-J.: Die Praxismanagerin aus Tübingen kandidierte 2021 erfolglos für "Die Partei" für den Bundestag. Sie radikalisierte sich zu Coronavirus-Zeiten und plante mit Eder die "Aktion Morgenröte" - dass sie damit den Anschlag auf den Bundestag meinte, konnte sie bei der Vernehmung nicht mehr sagen. Allerdings wurde bei ihr eine Liste mit Codewörtern gefunden: "Buntstifte" standen laut Bundesanwaltschaft für Waffen, "abhacken" für die Beseitigung von Menschen.

Vitalia B.: Künstlerin und Organisatorin der Extraklasse

VITALIA B.: Die Freundin des Prinzen wurde in Kaliningrad geboren, studierte Kunstgeschichte und Slawistik in Heidelberg (Abschlussnote 1,3). Auf Schloss Waidmannsheil in Bad Lobenstein verwaltete sie die Kunstgegenstände des Hauses Reuß, beschaffte aber laut Anklageschrift auch Satellitentelefone für die Gruppe und organisierte eine Einladung von Fürst Reuß in das Generalkonsulat der Russischen Föderation am 13. Juni 2022. B. bestand darauf, dass sie bei ihrem Besuch nur Meissener Porzellan besichtigten. Außerdem habe sie bei den "Ratssitzungen" im Schloss lediglich Kaffee gekocht und Snacks serviert.

Diese Personen stehen derzeit vor Gericht. Der Prozess ist auf 48 Tage bis Mitte Januar angesetzt. Das Verfahren kann sich aber auch darüber hinaus erstrecken: "Wir werden so lange hier bleiben, wie wir müssen", erklärte Gerichtssprecherin Gundula Fehns-Böer.

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Dr. Birgit Malsack-Winkemann wird aus der Untersuchungshaft in den Gerichtssaal gebracht

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Quelle: symclub.org

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