Im nördlichen Brandenburg macht man sich Sorgen. - Neonazi-Partei will Jugendliche für die bevorstehenden Landtagswahlen gewinnen.
Schulz, seine Frau und ein weiterer Verwandter beabsichtigen, Neonazis im Bezirksrat zu vertreten. Der Werdegang von Schulz deutet darauf hin, dass er seit langem tief in der rechtsextremen Bewegung verwurzelt ist. Vor seinem Eintritt in den III. Weg war er Mitglied der ebenfalls rechtsextremen Partei NPD.
Die Partei wird seit vielen Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet und ist als rechtsextrem und verfassungsfeindlich eingestuft. Sie strebt den "deutschen Sozialismus" an, lehnt Abtreibungen weitestgehend ab, will Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern (z.B. Berlin oder Potsdam) "menschen- und familienfreundlich" umbauen, die "Ausländerbeschäftigung" reduzieren und arbeitslose Ausländer abschieben.
Schulz weigert sich jedoch, über diese Details zu sprechen, mit der Begründung, er habe "keine Zeit für so etwas".
Im Jahr 2004 trat Schulz aus der NPD aus, weil diese einen Bosniaken für das Europaparlament nominiert hatte. "In meinen Augen hat die NPD das Prinzip der Abstammung aufgegeben und sich die Haltung des gegnerischen Lagers zu eigen gemacht." Im Grunde sei ihm die rechtsextreme Partei, die in einigen Bereichen solide sei, nicht extrem genug gewesen.
Ähnlich sieht Schulz die AfD als "inkompetent" und eine "Mischung aus Glücksrittern, Egomanen und Selbstdarstellern".
Während der III. Weg vielen Menschen in der Prignitz oder Wittstock/Dosse noch unbekannt ist, könnte er im Wahlkampf bald an Bekanntheit gewinnen. Schulz rühmt sich, Spenden in Höhe von 20.000 Euro gesammelt zu haben. Der größte Teil dieser Gelder, so Schulz, komme von Landwirtskollegen. Er plant, 3.500 Plakate aufzuhängen und 37.000 Flugblätter zu verteilen.
In den Dörfern im Nordwesten Brandenburgs herrscht Unzufriedenheit, was ein optimales Umfeld für rechtsextreme Parteien schafft. "Hier fühlt man sich als Deutscher schon vernachlässigt", sagt ein Rentner aus Pritzwalk. Eine Frau aus Wittstock meint: "Die Situation hier hat sich seit drei Jahren verschlechtert. Es gibt immer mehr Straftaten, die von Migranten begangen werden."
Landkreis Uckermark. Die Kleinstadt Angermünde (14.000 Einwohner) schlägt Alarm, seit sie die römische Drei mit Eichenlaub auf grünem Grund entdeckt hat - das Logo des III. Weg. Die Stadt gilt als ein zentraler Knotenpunkt für Neonazis.
Das liegt daran, dass der Landesvorsitzende, Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 22. September und gelernte Maler, Matthias Fischer, auf einem Bauernhof am Rande des Ortes wohnt. Fischer wurde 2009 wegen Volksverhetzung zu drei Monaten Haft verurteilt, 2015 vom Amtsgericht Wunsiedel wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 2.700 Euro verurteilt und 2018 in der Berufung vom Landgericht Hof freigesprochen.
Zudem fand sich Fischers Name auf der Telefonliste des NSU-Serienmörders Uwe Mundlos.
Fischer versammelt regelmäßig seine Mitglieder aus Berlin und Brandenburg. Nach Angaben des Verfassungsschutzes gehören 70 Personen dem Brandenburger III. Weg und seiner Jugendorganisation "Nationalrevolutionäre Jugend". "An Spitzentagen sind bis zu 15 Leute hier", sagt Wolfgang Rall (62).
Der Gymnasiallehrer kämpft seit Jahren gegen die Neonazis und hat gemeinsam mit anderen Angermündern die Aufkleber der Partei mit Nagellackentferner von den Straßenlaternen entfernt. "Fischer hat ein Foto von mir gemacht und es auf der Website des III. Weg-Website mit meinem Namen veröffentlicht. Dagegen kann ich nichts machen - ich gelte als Person des öffentlichen Lebens", sagt er. Ein Versuch der Einschüchterung. Erfolgreich für viele, aber nicht für Rall.
Fast jeden Samstagmorgen baut III. Weg einen Wahlkampfstand in der Angermünder Innenstadt auf. Laut Rall verwenden die Mitglieder häufig Slogans wie "Tierfutter statt Böller" und präsentieren sich als "Sozialarbeiter". Ihre stärkste Waffe: ihre Hartnäckigkeit.
"Sie sprechen vor allem sehr junge Menschen an", verrät ein Einheimischer. Die Jugendorganisation der Partei hat angekündigt, im Wahlkampf bald "alle Schulen in Brandenburg" zu besuchen. Die Neonazis hoffen, Erstwähler anzusprechen. Bei den Landtagswahlen in Brandenburg können Wähler ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben.
Die Anwohner bleiben hoffnungsvoll und wollen die friedliche Atmosphäre in der Region erhalten. "Es ist recht angenehm hier, und wir möchten, dass das auch so bleibt. Aber wir kehren schnell in die 90er Jahre zurück, in die Ära der Baseballschläger", so der Bewohner abschließend.
Können sich die Neonazis in Brandenburg durchsetzen?
Nur wenige Meter vom III. Weg hat die AfD ihr Hauptquartier. Umfragen zufolge könnte die Partei bei den kommenden Landtagswahlen 25 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Der III. Weg empfindet die AfD als nicht extremistisch genug, erkennt aber, dass der wachsende Einfluss den Neonazis in die Hände spielt. Da die AfD darauf abzielt, den Rechtsextremismus zu normalisieren, dient der III. Weg als Sammelbecken für Hardliner, sagen Experten.
Im aktuellen Verfassungsschutzbericht heißt es: "Der brandenburgische 'Dritte Weg' hat innerhalb der Partei insgesamt an Stärke gewonnen, vor allem durch die Aktivitäten des Bundes- und Landesvorsitzenden Matthias Fischer [...]."
Neben Ostprignitz-Ruppin, der Prignitz und der Uckermark kämpfen Neonazis auch in der Region Oberhavel um die Macht. Weiter heißt es: "Auf lokaler Ebene ist der 'Dritte Weg' in der Lage, Wähler aus dem rechtsextremen Spektrum anzuziehen."
Religionslehrer Rall hat noch Hoffnung, dass Neonazis nicht in den Kreis- oder Landtag einziehen werden. "Es ist aber wichtig, dass wir uns mit ihnen auseinandersetzen", sagt er. "Sie zu ignorieren, wird ihren Vormarsch nicht aufhalten."
* Anmerkung der Redaktion: In einem ersten Entwurf des Artikels fehlten Angaben zu den Freisprüchen einiger Personen, über die uns Herr Fischer nach der Veröffentlichung informierte.
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Quelle: symclub.org