Er schuftete an der Davidwache. - Kranker ehemaliger Polizeibeamter nimmt Abschied von St. Pauli.
Gerhard kämpft gegen den Krebs und es gibt keine Hoffnung auf Heilung. Jetzt liegt er in einem Hospiz in Niedersachsen. Doch einen besonderen Wunsch hat er noch in seinem Herzen: ein letztes Mal auf die Hamburger Reeperbahn zurückzukehren und in Deutschlands berüchtigter Boxerkneipe "Die Ritze" ein Abschiedsbier zu trinken.
Gerhard diente als Polizist auf der berühmten Davidwache. In den 1960er Jahren zog er der Liebe wegen nach Hamburg und ging dort 18 Jahre lang auf Streife. Das hat ihn zutiefst geprägt.
Kleinstes und härtestes Polizeirevier in Europa
Das PK 15 gilt als das kleinste Polizeirevier Europas (0,92 km²) und als eines der gefährlichsten. Raubüberfälle, tätliche Angriffe und aggressive Zuhälter gehören zum Alltag der Polizeibeamten in St. Pauli. Ein beängstigender Job für Polizisten, aber Gerhard liebte sein Revier.
Für seinen letzten Wunsch sehnte er sich zurück auf die Reeperbahn. Am Pfingstwochenende erfüllte ihm der ASB (Arbeiter-Samariter-Bund) diesen Wunsch. Sie begleiteten den krebskranken Gerhard nach Hamburg.
Ein letztes Bier in "Die Ritze"
Ein Tag voller Emotionen für Gerhard. Ein Tag, an dem er noch einmal gefeiert hat.
Mit seinen Begleitern aus dem ASB-Wünschewagen ging es zunächst in die Davidwache - Gerhard durfte das Gebäude besichtigen, inklusive Arrestzelle und Keller. An den Landungsbrücken gönnte er sich ein Eis und schließlich ging es in Gerhards Lieblingskneipe "Die Ritze", bekannt durch das Logo mit dem Beinspann.
Vor ihm steht ein frisch gezapftes Bier, im Hintergrund läuft der Klassiker "Verlieben, verloren, vergessen, verzeih'n" von Wolfgang Petry. Gerhard hebt die Arme, groovt im Rhythmus - er scheint zufrieden.
Markus, sein Stiefsohn, und seine Frau Melanie haben sich zu den Feierlichkeiten gesellt. Melanie erzählt: "Es war ein unvergesslicher Tag. Es war toll, dass ich dabei sein konnte. Es war so emotional, Gerd so glücklich zu sehen."
Seit 2014 erfüllt der ASB-Wünschewagen die Wünsche von kranken Menschen. Keine der Geschichten, die sie erzählten, konnte mit Gerds Geschichte mithalten. Sie machten seinen Wunsch auf einem emotionalen Hoch wahr.
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Quelle: symclub.org