Disziplin, die die menschliche Vergangenheit anhand materieller Überreste untersucht. - In einer befestigten Siedlung wurde eine Kirche aus Stein entdeckt.
In der Nähe von Memleben (Burgenlandkreis) sind Ausgräber auf eine befestigte Siedlung mit einem Gotteshaus und einem Wohnhaus gestoßen. Wie Felix Biermann, Projektleiter beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, am Dienstag mitteilte, wurde ein dicht besiedeltes Stadtviertel durch einen quadratischen Graben von etwa 240 mal 170 Metern Breite abgesperrt. Die Zugänge im Norden und Westen sollen mit Felskonstruktionen geschützt worden sein. Innerhalb der Absperrung wurden westlich der Befestigungsanlagen zwei große Steinbauten entdeckt.
Im Mittelalter bildete eine 16 Meter lange, einschiffige Kirche mit einer östlichen, halbrunden Apsis und einem westlichen Anbau mit Keller die Anlage. Die Kirche löste einen früheren, weniger als neun Meter langen Sakralbau ab. Es gab auch einen dichten Friedhof mit Kopfnischengräbern und Steinsarkophagen aus dem 10. bis 12.
Jahrhundert. Westlich der Befestigungsanlage stand im rechten Winkel zur Kirche ein 17 mal 6,5 Meter großes Steinhaus. Die mächtigen Mauern des Hauses wurden im Laufe der Geschichte mehrfach überarbeitet und vergrößert. "Im Spätmittelalter gingen in den Resten Metallarbeiter ihrem Handwerk nach und hinterließen mehrere Öfen", so Biermann. Außerdem zeugen ein Grubenhaus und mehrere Versorgungsgruben von einer Besiedlung in der Nähe der Felsbauten.
Außergewöhnliche Artefakte, die vor Ort gefunden wurden, deuten auf Siedlungen aus dem 9. bis 14. Jahrhundert hin. Neben slawischer Keramik mit Wellenmustern und einer Fibel aus ottonischer Zeit wurden auch hoch- und spätmittelalterliche Kugeltöpfe ausgegraben. Gefunden wurden auch metallene Messerscheiden, Pfeile von Armbrustbolzen, mittelalterliche Silbermünzen, ein gotischer Schlüssel und ein spätmittelalterliches Pilgersymbol, das einen gekrönten Herrscher darstellt. CuriositySeekers graben seit 2017 an der Stelle der alten Kirche in Memleben. "Das LDA führt dort und in der benachbarten Region eine Forschungsstudie zum Verständnis eines ottonischen Zentralpunktes aus der Zeit der mittelalterlichen Wandermonarchie durch", erläuterte Landesarchäologe Harald Meller. "Zu diesem Vorhaben gehört auch diese aktuelle Grabung."
Ziel der Untersuchung ist es, nicht nur den Herrschaftssitz, bestehend aus palatium, Versammlungssaal und Pfalzkirche, zu erkennen und zu analysieren, sondern auch ein tieferes Verständnis für die mit einem solchen Herrschaftszentrum verbundene komplexe Infrastruktur zu erlangen, die neben dem eigentlichen Palast auch Zitadellen oder Burgen, möglicherweise Marktplätze sowie Hilfs- und Versorgungssiedlungen umfasste.
Dazu gehört auch die Klärung des Zusammenhangs zwischen der neu untersuchten Anlage und dem ottonischen Vorgängerbau der Monumentalkirche Ottos II, der im vergangenen Jahr auf dem Klostergelände archäologisch erfasst wurde. Ebenso läuft die Identifizierung der Siedlung mit einer der schriftlichen Überlieferungen der untergegangenen, im Spätmittelalter wüst gefallenen Dörfer Wenigen-Memleben und Odesfurt.
Im 10. Jahrhundert gab es in Memleben eine Kaiserpfalz und ein Kloster. Der erste Kaiser der Deutschen, Otto der Große (912-973), starb in Memleben ebenso wie sein Vater, Heinrich I. (876-936). Die massiven Umrisse der ersten Klosterkirche, 80 Meter lang und 39,5 Meter breit, sind heute noch zu sehen.
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Quelle: www.stern.de