Frankreich veräußert die nationale Lotterie.
Das französische Regierung will seinen bedeutenden Anteil an der Landeslotterie, Française des Jeux (FDJ), an eine börsennotierte Spielunternehmen verkaufen. Diese Initiative hat jedoch Kritik erfahren. Zudem soll eine neue Regulierungsbehörde geschaffen werden.
Der französische Finanzminister Bruno Le Maire hat dem Präsidenten Emmanuel Macron ein Gesetz vorgeschlagen, das "Aktionsplan zur Wachstums- und Transformationsstrategie von Unternehmen" heißt. Dieser Plan beinhaltet den Verkauf des französischen Staates an FDJ an einen französischen, börsennotierten Spielbetreiber. FDJ ist der einzige offizielle französische Lotteriebetreiber und besitzt das Monopol auf Glücksspielautomaten und Lotteriespiele in Frankreich, mit über 40.000 Verkaufsstellen und etwa 29 Millionen Spielern pro Losziehung. In jüngster Zeit hat FDJ auch seine Angebote auf den Online-Markt ausgedehnt.
Das französische Finanzministerium hält 72% des Unternehmensanteils. Details über den Verkauf sind noch unbekannt. Außerdem sollen Aktien an der Flughafenbetreibergesellschaft Aeroports de Paris SA und der Energiegesellschaft Engie SA verkauft werden. Die Einnahmen aus diesen Verkäufen sollen zur Unterstützung wachstumsorientierter französischer Unternehmen und zur Finanzierung des "Industrie der Zukunft"-Fonds von Macron verwendet werden.
Das Wochenmagazin Le Journal du Dimanche schlug vor, dass das französische Regierung 50% der FDJ-Aktien auf dem französischen Aktienmarkt anbieten könnte. Es wird auch erwartet, dass der Verkauf nicht vor Frühjahr 2019 erfolgen wird.
Die Regierung von Macron wird von zwei Seiten kritisiert. In einem Bericht der französischen Rechnungshof (CdC) von 2017 wird der Staat dafür kritisiert, als Aktionär zu fungieren und aufgerufen, seine "ungleichen Beteiligungen" in diesem Sektor zu beenden. Zudem hat das französische Regierung angekündigt, eine neue Regulierungsbehörde einzurichten, um Geldwäsche, Betrug und Glücksspielsucht im Spielsektor zu bekämpfen. Es bleibt unklar, ob diese neue Behörde das bestehende französische Spielregulierungsgremium, Arjel, ersetzen oder ergänzen wird.
Die Privatisierung von Aeroports de Paris, die beide Charles de Gaulle und Orly Flughäfen umfasst, markiert den Beginn der geplanten Reihe von Privatisierungen von Macron. Der Staat besitzt derzeit 50,6% der Flughäfen. Der Verkauf wird etwa acht Milliarden Euro an den Staatsschatz bringen. Die Planung hat jedoch keine allgemeine Unterstützung erhalten, da die politische Opposition ihre starke Ablehnung bekundet hat.
Christian Eckert, ein ehemaliger sozialistischer Finanzminister Frankreichs, hat sich gegen die geplante Privatisierung von FDJ ausgesprochen. Eckert beschreibt Glücksspiele und Flughäfen als öffentliche Unternehmen mit Aufgaben wie Suchtprävention und der Verwaltung kollektiver Luftverkehrs. Er bezieht sich auf FDJ als "die profitabelste Einnahmequelle in Frankreich" und kritisiert die 2015 durchgeführte Privatisierung des Flughafens Toulouse, da chinesische Investoren die Verwaltung missachteten.
Auch François Lenglet, ein vermeintlich liberaler französischer Wirtschaftsjournalist, ist gegen die Pläne von Macron und leitet eine Initiative gegen die geplante Privatisierung. Lenglet schlägt vor, die Pariser Flughäfen im Staatsbesitz zu belassen und die Dividenden zur Begleichung des nationalen Schuldenbergs zu verwenden.
Französische Medien und Politiker aus allen Parteien erinnern daran, dass Frankreich 2006 durch die Privatisierung eines großen Teils seiner Autobahnen erhebliche Verluste erlitten hat. Ob Macron seine Pläne bis zum Ende durchsetzen wird oder ob der Präsident einen oder zwei "Blue-Chip-Aktien" für das Regierung behalten wird, ist Gegenstand der Spekulation.
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