Spionage, Melancholie, Besessenheit - Die wahren Risiken, die von TikTok ausgehen, werden aufgedeckt.
Das Verhalten der Politiker: Inkonsequenz und Zögerlichkeit.
Ein krasses Beispiel: Der Präsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden (81). Er setzte sich kürzlich dafür ein, dass die chinesische Muttergesellschaft ByteDance TikTok innerhalb der nächsten neun Monate in Amerika verkauft, da es andernfalls aufgrund von Bedenken, dass Chinas autoritäre Regierung Millionen von US-Bürgern über die App überwacht, verboten werden könnte. TikTok hat tatsächlich eine Klage dagegen eingereicht.
Verblüffend: Am selben Tag der Unterzeichnung lud Biden ein Video auf die chinesische App hoch, in dem sich ein Wähler bei ihm für den guten Rentenplan bedankt.
Was genau ist TikTok?
Die App wurde 2016 von Zhang Yiming (41) aus China gegründet und soll die Nutzer süchtig machen, da sie die Vorlieben der Nutzer zu erahnen scheint, bevor diese es tun. Die Themen umfassen Politik, Kunst, Reisen sowie eine Menge sinnloser Absurditäten.
⊙︎ Mechanik: Die Nutzer sehen sich die Videos auf ihrem Mobilgerät an; wenn ihnen ein Video nicht gefällt, können sie es mit dem Finger nach oben wischen. Prompt erscheint ein anderes Video von unten.
Der Algorithmus schätzt die Interessen des Nutzers schnell ein, je nachdem, wie lange er sich ein Video ansieht. Jeder weitere Clip passt dann noch besser zu den Vorlieben des Nutzers. Die Videos dauern in der Regel 60 Sekunden. Langeweile kommt bei TikTok auf keinen Fall auf - ein Wisch und es kann losgehen.
Vor einigen Wochen hat sich Robert Habeck (54), Bundeswirtschaftsminister (Grüne), den TikTok-Bug eingefangen.
Habeck räumt ein, dass dies ein gefährlicher Balanceakt ist, den er lieber vermieden hätte. Aber er wollte sich der kritischen und erfolgreichen rechtsextremen Partei anschließen und Schüler ansprechen.
Bemerkenswert ist: Die rechtsextreme Partei dominiert die Wählerjagd auf TikTok mit 3,6 Millionen Anhängern. Alle anderen Parteien kommen zusammen auf 1,2 Millionen.
Politiker warnen auf TikTok aber ständig vor Gefahren und Auswirkungen. Das Kanzleramt besitzt sogar ein eigenes Handy für das Profil von Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD), das wegen der Sorge vor chinesischer Spionage niemals mit einem Regierungs-WLAN verbunden werden darf.
Ulrich Kelber, der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, rät von der Nutzung von TikTok auf dienstlichen Mobilgeräten ab. Der stellvertretende Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Sinan Selen, hat ebenfalls Bedenken gegen die Plattform.
Und EU-Kommissarin Ursula von der Leyen würde der Bedrohung eher einen Riegel vorschieben. "Wir verstehen die Bedrohung, die von TikTok ausgeht", sagte sie kürzlich - und schloss ein Verbot nicht aus. Eine Woche zuvor prangerte ihre Kommission die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch die Zweit-App TikTok Lite an und drohte mit Sanktionen. Das Unternehmen hatte eine Funktion geändert und abgeschafft, bei der das Anschauen von Videos zu Belohnungen für Waren führte.
Generell verurteilt die EU das Suchtpotenzial von TikTok für Jugendliche und die Gefährdung ihres psychischen Wohlbefindens.
"TikTok sollte verboten werden"
Die größte Befürchtung besteht vor dem Hintergrund, dass Chinas Diktator Xi Jinping und sein Apparat TikTok möglicherweise kontrollieren könnten. Stephan Hessel, Jurist und Datenschützer, sagte der BamS: "Das ist ein politisches Dilemma." TikTok steht unter Spionageverdacht, weil es mit China in Verbindung gebracht wird und möglicherweise Daten gestohlen wurden.
Hessel bekräftigte jedoch, dass TikTok in Deutschland nicht wegen Datenschutzverstößen verboten werden kann, da das Gesetz diese Freiheit nicht vorsieht. "Wenn man TikTok eindämmen will, bleibt nur der Weg über das Kartellrecht."
Dies bedeutet, dass Maßnahmen nur ergriffen würden, wenn die Dominanz von TikTok kolossal würde.
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Quelle: symclub.org