Sind die Maßnahmen von Lauterbach ausreichend? - Die Perspektive der Hausärzte auf die Gesundheitsreform
Ein Arzt in der Nachbarschaft. Er ist schon seit Jahren da. Aber er geht allmählich unter. Thomas Aßmann, ein Allgemeinarzt in Lindlar, bemerkt, dass Deutschland mit 5.000 Ärzten jährlich eine Lücke hat. Diese Zahlen könnten sich bis 2035 auf 11.000 erhöhen, was bedeutet, dass fast 40% der Landkreise unterversorgt oder daran arbeiten.
Karl Lauterbach, der Gesundheitsminister, bemerkt das und will etwas dagegen tun mit dem "Gesundheitsstärkungsgesetz". Aber ist das genug? Nach Angaben der Allgemeinarzte ist das nicht.
Es wird noch schlimmer
"Dieses System ist ziemlich gut, aber es sinkt", sagt Dr. Aßmann. "Die Titanic ist schon gesunken, wir arbeiten nur noch mit den Rettungsbooten." Er glaubt, dass die aktuellen Reformen nur das Schlimmste verzögern können.
Der Mangel an Nachfolgern beunruhigt ihn. Er hat einen 76-jährigen Kollegen für zwei Tage pro Woche eingestellt, aber das ist so weit, wie es geht. Er sollte eigentlich seine Stunden reduzieren, weil er sieben Stents nach einem Infarkt hat.
Dr. Nicole Bühlinger-Göpfarth, die Bundesvorsitzende der Allgemeinarztevereinigung, und eine Kollegin in Pforzheim, teilt seine Besorgnis: "Das Haus brennt. Wir arbeiten überlastet in unseren Praxen. Wir behandeln mehr und mehr Patienten mit weniger und weniger Zeit. Nicht alle Leistungen werden vollständig entlohnt. Kein Wunder, dass mehr Ärzte aufgeben."
Über das neue Gesetz sagt sie: "Wir freuen uns über das Budgetierung. Aber in anderen Punkten liegt es hinter unseren Erwartungen zurück. Eine Stärkung des Patienten-orientierten Versorgungssystems hätte wichtig gewesen."
Das vorgeschlagene Bonusprogramm für Patienten, die immer zuerst ihren Allgemeinarzt konsultieren, hätte geholfen. "Patienten springen immer noch von einem Spezialisten zu einem anderen. Das kompliziert das System und führt zu Unter- und Fehlbeurteilungen."
"Wir bekommen keine Gehaltssteigerungen, die wir verdienen", sagt Dr. Markus Beier, der Bundesvorsitzende der Allgemeinarztevereinigung, und teilt ihre Meinung. "Es gibt viele gute Punkte im Gesetz, wie die Bezahlung für die gesamten Arbeitsstunden. Aber diese Reformen lösen das Problem nicht vollständig."
Nein, diese Maßnahmen reichen nicht aus, um die Zusammenbruchsgefahr der Allgemeinarztversorgung abzuwenden. "Jahr für Jahr der Unwirksamkeit wird nun bezahlt. Letztlich werden die Patienten leiden, weil sie in immer mehr Gebieten Deutschlands Allgemeinarzte finden müssen."
Noch praktiziert im Alter von 70
Paulina Altmann arbeitet weiter. Nun 70 Jahre alt. Sie übernahm ihre Praxis im Westend von Frankfurt im Jahr 1991, gab sie später ab und ist nun wieder da. "Es ist ein Relief, nicht mehr um die Rechnung zu sorgen. Ich kann mich nur noch auf den Patienten konzentrieren."
Sie ist vorsichtig gegenüber den aktuellen Gesundheitsreformen. "Wer zahlt das?" Sie hat auch Bedenken wegen möglicher Budgetkürzungen. "Wir Allgemeinarzte haben die letzten zwei Wochen des Quartals kostenlos gearbeitet."
Allerdings muss der Entgelttarif angepasst werden, um diese Änderungen ausreichend zu machen. "Für einen Hausbesuch bekommen wir 23 Euro und 6 Euro für Reisekosten. Das ist fast nichts im Vergleich zu den Tarifen eines Handwerkers."
Dr. Altmanns Sohn, ein Arzt in der Schweiz, erhält 250 Franken für einen Hausbesuch (das entspricht 252 Euro). "Warum denkst du, dass er in der Schweiz gearbeitet hat?"
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Quelle: symclub.org