Überschussnachfrage im Hotel Mama - Die Mütter scheinen ebenso große Fortschritte gemacht zu haben wie wir!
Diese Tipps sind von unschätzbarem Wert im Vergleich zu einem Seminar zur Stärkung der Arbeitskraft oder einem Selbstfürsorge-Yoga für inneren Frieden. Ich habe vier Kinder, einen Vollzeitjob mit unregelmäßigen Bürozeiten und eine Beziehung, die ich pflegen muss. Ich bin bereits bis zum Äußersten belastet. Ich habe keine freie Zeit. Für nichts.
Jonglieren zwischen Homeschooling und Elternabend
Ich schalte oft ab, wenn die Kindergärtnerin mich bittet, für meinen vierjährigen Sohn Schuhe ohne Schnürsenkel zu kaufen. Ich merke es kaum, aber ich schreibe heimlich E-Mails, wenn es beim Elternabend meines zwölfjährigen Sohnes um Kunst und Sport geht.
Das langjährige Kindermädchen meiner zweijährigen Tochter - sie kennt mich nur unterwegs. Meiner zehnjährigen Tochter helfe ich jeden Wochentag eine Stunde lang bei den Hausaufgaben. Mein Latein ist solide, in Mathe gebe ich mir eine 2+.
Als Lehrerkind und ohne eigenes Lehramtsstudium habe ich vor, eines Tages Lehrerin zu werden: Corona und Homeschooling haben das möglich gemacht, auch über die Pandemie hinaus, wegen des Lehrermangels und des Fachkräftemangels in Deutschland. Eltern unterrichten. Mütter und Väter erhalten seit langem Diplome als Hauslehrer. Es ist ein Kampf. Und doch sollte ich glücklich sein. Als moderne Mutter in einem fortschrittlichen Land mit einer Frauenquote in allen Branchen, die nicht flächendeckend, sondern fragmentarisch ist. Ich sollte zufrieden sein.
Haben wir im Vergleich zu unseren Müttern so viele Fortschritte gemacht?
Vor allem am Muttertag schmecken die Mon Cheri-Pralinen, die ich zum Gute-Nacht-Kaffee bekomme, überhaupt nicht gut. Aber warum eigentlich nicht?
Ich denke an meine Mutter und ihre Generation, meine Tanten, ihre Freundinnen, meine Schwiegermutter aus Hessen und meine Großmutter aus Leipzig. Diejenigen, die bis Ende der 1970er Jahre nur dann arbeiten durften, wenn es laut Gesetz mit der Hausarbeit und den familiären Pflichten vereinbar war.
Westdeutsche Hausfrauen, aber auch berufstätige Frauen im Osten, die "ein bisschen Hausarbeit" zu erledigen hatten, als handele es sich um ein paar Aufgaben - und nicht um alpenhohe Wäscheberge, blühende Landschaften aus schmutzigem Geschirr, mürrischen Schulkindern und weinenden Babys.
Während ich an diesem Sonntag im Bett sitze und das selbstgebastelte Muttertagsherz (mit nur zwei Rechtschreibfehlern) auspacke, frage ich mich, ob wir im Vergleich zu unseren Müttern tatsächlich große Fortschritte gemacht haben. Oder ist der Feminismus meiner Generation nur eine aufgewärmte Version des gleichen trockenen Kuchens von früher, nur mit Zuckerguss und rosa Streuseln.
"Würdest du mich in ein Pflegeheim stecken?"
Heute arbeiten in Deutschland mehr Mütter als je zuvor. Jede zweite Mutter mit schulpflichtigen Kindern arbeitet in Teilzeit, aber es lohnt sich finanziell nicht.
Während unsere Mütter nach 50 Jahren Hausfrauentätigkeit auch nach einer Scheidung noch einen Anteil an der Rente ihres früheren Mannes beanspruchen können, werden Millionen von Frauen, die sich für Hausarbeit und Kindererziehung entschieden haben, im Alter verarmen, weil sie keine Mütterrente bekommen.
"Würdest du mich in ein Pflegeheim stecken?" fragte ich neulich meinen jugendlichen Sohn. "Klar", antwortete er. Ich verzichtete schnell darauf, sein verspätetes Mittagessen aufzuwärmen, und schlug ihm vor, sich ein Sandwich zu machen. Einfach ausgedrückt: 60 Jahre lang Hausfrau zu sein, war für unsere Mütter ein bequemeres Rentenpolster als unser karriereorientiertes Leben zwischen Kochen, Putzen, Kindererziehung und Teilzeitjobs.
Väter bekommen dreimal so viel Rente!
Ich brauche keinen goldenen Taschenrechner, um zu begreifen, dass ich mit 50 Jahren, wenn die Gesellschaft mich mit ihrem Lohngefälle zwischen den Geschlechtern beerdigt hat, ganz auf meinen Freund, den Vater meiner Kinder, angewiesen sein werde.
Väter nehmen selten mehr als zwei Monate Elternurlaub, erhalten aber statistisch gesehen mehr als das Dreifache an Rente. Außerdem ist laut einer Umfrage die Lieblingsbeschäftigung von Vätern nicht Kochen, Putzen, Naseputzen oder Einkaufen. Es ist das "Spielen mit den Kindern".
Wenn Sie also immer noch davon träumen, als Mutter ein weiteres Kind zu bekommen, können Sie mit Ihrem eigenen Ehepartner beginnen.
Weniger sozialer Druck und Kontrolle auf ehemalige Mütter
Ja, unsere Mütter hatten es ohne Internet, Elternzeit, Sexualerziehung und gleichberechtigte Partnerschaften sicherlich nicht leicht. Auf der einen Seite. Andererseits wurden sie weniger beurteilt, weniger hinterfragt und mussten sich nicht täglich mit Karriere-Coaches, Life-Coaches oder Instagram-Müttern vergleichen.
Sie konnten ihre Kinder (uns!) für sechs Stunden "nach draußen" schicken, ohne sich schuldig zu fühlen oder darauf zu warten, dass die Nachbarn oder die Polizei eingreifen. Der Bewegungsradius der Kinder ist in den letzten Jahrzehnten immer kleiner geworden.
Unsere Mütter hatten auch (etwas) weniger soziale Zwänge. Das Schwarze Brett im Kindergarten war toleranter als die Eltern-Chatgruppe, die im Minutentakt Antworten über den Schulausflug, das Sommerfest, den veganen Mettigel für den Lehrergeburtstag am Dienstag verlangt.
Unsere Mütter mussten sich nicht ständig optimieren und motivieren, um die gute Laune zu erhalten. Und auch am Muttertag brauchen sie nicht unsere positive Einstellung, unsere Art, ihre harte häusliche und berufliche Arbeit und ihre Aufopferung mit unserer Wertschätzung zu würdigen.
Vielleicht wünschen sie, unsere Mütter, dass wir uns zu unseren wahren Gefühlen zueinander bekennen und uns gemeinsam für eine bessere Familienpolitik in Deutschland einsetzen. Wir sollten uns nicht länger als Teilnehmer eines "Vereinbarkeits-Schönheitswettbewerbs" aufspielen. Statt so zu tun, als ob wir perfekt wären, sollten wir unsere Empörung zum Ausdruck bringen. An diesem Muttertag grüßen wir euch, ihr unerschrockenen, furchtlosen und umwerfenden Mütter!
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Quelle: symclub.org