Umgestaltung des Bildungssystems. - Die Koalition erzielt einen Konsens über die Überarbeitung des Bildungssystems.
Die Spitzen der grün-schwarzen Koalition haben sich auf eine Neuordnung des Bildungssystems verständigt. Das teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart mit. Die Regierungskoalition geht davon aus, dass die Änderungen die Bildungslandschaft voranbringen werden.
Die Koalition strebt die Abschaffung des Werkrealschulabschlusses an und will die Fusion der Werkrealschulen mit den Realschulen zu Verbundrealschulen einleiten. Dies geht aus einem Dokument hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In den Medien hatte es bereits Andeutungen auf diese Vereinbarung gegeben. Im Jahr 2021 gibt es in Baden-Württemberg noch 229 öffentliche Haupt- und Werkrealschulen, vor fünf Jahren waren es noch 583. Die Koalition will das Schulsystem durch die Abschaffung des Hauptschulabschlusses und die Bildung von Schulverbünden vereinfachen.
Der Werkrealschulabschluss ist ein Hauptschulabschluss, vergleichbar mit dem Realschulabschluss. Er kann an Werkrealschulen nach der zehnten Klasse erworben werden. Darüber hinaus können Schülerinnen und Schüler an Werkrealschulen den Hauptschulabschluss entweder nach der 9. oder 10.
Das G9 wird zum Schuljahr 2025/2026 wieder eingeführt. Der Vereinbarung zufolge wird es mit den Jahrgangsstufen fünf und sechs beginnen. Die Gymnasien werden auch die Möglichkeit haben, G8-Kurse anzubieten.
Die grün-schwarze Koalition hat sich auch auf die Feinheiten der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums geeinigt. Demnach wird es ab dem Schuljahr 2025/2026 wieder G9 geben, beginnend mit den Klassenstufen fünf und sechs. Die Gymnasien werden auch die Möglichkeit haben, G8-Kurse anzubieten.
Die Koalition einigte sich außerdem darauf, die Grundschulempfehlungen eindeutiger zu gestalten. Künftig soll die Empfehlung aus drei Komponenten bestehen: Lehrerempfehlung, Leistungstest und Elternwunsch. Wenn zwei von drei Konsensen zustimmen, sollte dies der ausschlaggebende Faktor sein. In Fällen, in denen die Eltern wünschen, dass ihr Kind das Gymnasium besucht, würde das Kind einen weiteren Test absolvieren.
Die Koalitionspartner stimmen der Einführung von mehr Ganztagsgrundschulen zu, insbesondere in unterversorgten Gebieten. Das Kultusministerium soll eine Strategie zur Ausweitung der verpflichtenden Ganztagsschule entwickeln. Grundschulen in benachteiligten Stadtteilen werden zu verpflichtenden Ganztagsschulen. Gemeinschaftsschulen erhalten zusätzliche Betreuungsstunden, während Gemeinschafts- und Hauptschulen eine starke Berufsorientierung und ein lebenspraktisches Profil erhalten.
Kretschmann wollte sich bei der Bekanntgabe am Dienstag nicht zu den Details äußern. Die Fraktionen des Parlaments müssten erst informiert werden. Die Einigung liege zwar über seinen Erwartungen, er rechne aber damit, dass die Verhandlungen mit SPD und FDP am Donnerstag in Bebenhausen bei Tübingen beginnen werden.
Wenn SPD und FDP Vorschläge unterbreiten, die CDU und Grüne zufrieden stellen, werde die Koalition diese prüfen. Haushaltsgespräche mit der Opposition will Kretschmann am Donnerstag aber nicht führen. "Jeder kann Vorschläge machen, die Geld kosten. Das ist nicht verboten. Aber es liegt in der Verantwortung der Koalition, sie zu finanzieren", erklärte er. Sollten die Verhandlungen scheitern, werde die Koalition ihre Vorschläge durchsetzen.
Dies ist die zweite grün-schwarze Partnerschaft im Bildungsbereich, die erste fand vor einer Woche statt. Zuvor hatte sich die grün-schwarze Koalition im Koalitionsvertrag verpflichtet, nicht über Schulstrukturänderungen zu diskutieren. Am vergangenen Montag stellte die grün-schwarze Koalition eine Vereinbarung im Bereich der vorschulischen Bildung vor und veröffentlichte ein Programm zur Förderung der Sprachkompetenz in Kindergärten und Grundschulen.
Die Gewerkschaft plant, die Sprachkenntnisse der Schüler schon in jungen Jahren zu verbessern. Ein Vorschlag sieht vor, dass alle Schülerinnen und Schüler vor der Einschulung in die Grundschule wöchentlich vier Stunden verpflichtende Sprachförderung erhalten, sofern bei der Einschulungsuntersuchung ein Förderbedarf festgestellt wird. Wenn die Schüler die deutsche Sprache noch nicht beherrschen, sollen sie ab dem Schuljahr 2026/2027 an einer Förderklasse teilnehmen.
Die Koalition schätzt, dass das Programm im kommenden Doppelhaushalt jährlich 100 Millionen Euro kosten wird. Es soll in den kommenden Jahren schrittweise umgesetzt werden. Die ersten Maßnahmen sind dem Modell zufolge für das kommende Schuljahr vorgesehen. Der endgültige Ausbau ist für 2028/2029 vorgesehen.
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Quelle: www.stern.de