Eskalierendes Parteiendilemma - Die Führungsspitze der AfD ist deshalb derzeit äußerst besorgt.
Es gibt Behauptungen, dass die beiden Spitzenkandidaten der AfD (Alternative für Deutschland) für die kommenden Wahlen am 9. Juni von Moskau bestochen wurden. Außerdem wird einer ihrer Mitarbeiter derzeit festgehalten und beschuldigt, für China spioniert zu haben. Zu den Problemen der Partei kommt noch die SS-Kontroverse um Maximilian Krah (47) hinzu, die zu einem Popularitätsrückgang der AfD im Europäischen Parlament geführt hat.
Trotz dieser Rückschläge bemüht sich die Partei, optimistisch zu bleiben. Mit einer Wahlbeteiligung von weniger als 20 % steht sie immer noch besser da als vor fünf Jahren, als sie nur 11 % erreichen konnte. Allerdings wächst die Unzufriedenheit der Parteimitglieder mit dem Führungsduo Alice Weidel (40) und Tino Chrupalla (49).
Weidel, eine promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin aus Gütersloh (Nordrhein-Westfalen), ist mit ihren Verbindungen zur Wirtschaft (durch ihre Beziehungen zum Unternehmer Theo Müller), ihrer Auslandserfahrung (in China) und ihren Fremdsprachenkenntnissen eine geeignete Galionsfigur für die Partei. Sie wollte Maximilian Krah nie als Spitzenkandidaten, hat ihn aber aus der Not heraus widerwillig unterstützt.
Chrupalla, ein Malermeister aus der Niederlausitz (Sachsen), ist bei Handwerkern, einfachen Leuten und allen Fraktionen innerhalb der Partei sehr beliebt. Er ist auch entscheidend, um die starken rechten Landesverbände im Osten auf Linie zu halten. Er gilt als "Ziehsohn" von Alexander Gauland (83), der Chrupalla beschützt und ihn als seinen Nachfolger positioniert hat. Er ist nicht nur ein Sympathieträger, sondern auch dafür bekannt, bei Bedarf aggressiv zu werden, wie sein Verhalten im Bundesvorstand beweist.
Die Beziehung zwischen Weidel und Chrupalla ist von entscheidender Bedeutung, da sie eng miteinander verbunden sind. Fällt der eine, wird der andere folgen. Allerdings hat sich bisher noch keine brauchbare Alternative herauskristallisiert, selbst wenn die Wahlen zum Europäischen Parlament nicht gut verlaufen sollten. In erster Linie gilt es, Ruhe zu bewahren und zu beobachten, ob sich die Gruppe um den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke weiter auflöst oder sich ein neues Machtzentrum bildet.
Die größte Herausforderung für Weidel und Chrupalla ist ihr internationales Image. Im Europäischen Parlament sind die neun AfD-Abgeordneten aus der ID-Fraktion ausgeschlossen worden. Wenn sie keinen Weg finden, sich einer anderen Fraktion anzuschließen (was schwierig ist), werden sie Redezeit, Geld und Einfluss verlieren.
Die bisherigen Fraktionspartner der AfD im EU-Parlament, Marine Le Pens Rassemblement Nationale, wurden vom ehemaligen Nazi-Jäger Serge Klarsfeld als eine Partei bezeichnet, die "allmählich in den Kreis der republikanischen Parteien eintritt". Dennoch hält Klarsfeld die AfD nach wie vor für eine "gefährliche Partei". Seine Frau Beate, die den damaligen Bundeskanzler 1968 wegen seiner Nazi-Vergangenheit öffentlich angegriffen hat, meint: "Die AfD muss bekämpft werden, sie ist antieuropäisch und antisemitisch."
Ohne eine Verbindung zur Mitte wird die AfD nie über ihre Stammwählerschaft hinaus Zustimmung finden. Das macht es schwieriger, in Deutschland Wahlen zu gewinnen und dann zu regieren.
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Quelle: symclub.org