Die Liste der Beschuldigten wächst
Der Wahlkampf in Großbritannien hat erwartete persönliche und rechtliche Folgen
Wie bereits zu Beginn des Monats berichtet, hat die UK Gambling Commission (UKGC), die britische Glücksspielbehörde, alle autorisierten Buchmacher angeschrieben und um eine Überprüfung der auf das britische Wahldatum gesetzten Wetten gebeten [Englischer Artikel], wie von The Guardian gemeldet.
Im Moment stehen folgende Personen im Mittelpunkt der Vorwürfe:
- Craig Williams, parlamentarischer Berater des aktuellen Premierministers Rishi Sunak
- Laura Saunders, eine konservative Politikerin, die in Bristol West kandidiert
- Tony Lee, Ehemann von Laura Saunders und Kampagnenmanager der Partei
- Nick Mason, Datenschutzbeauftragter der Partei
- Ein nicht namentlich genannter Polizist, der Teil von Sunaks Sicherheitsteam ist
Allerdings könnten noch weitere Personen hinzugefügt werden, da die UKGC derzeit zahlreiche Hintergrundprüfungen durchführt, um mögliche andere verdächtige Wetten auf jüngste politische Manöver aufzudecken.
Politiker und Aktivisten fordern Verbote
Iain Duncan Smith, der ehemalige Vorsitzende der Conservative Party, hat seine Ablehnung gegenüber Politikern, die auf politische Ereignisse wetten, zum Ausdruck gebracht:
Ich bin kein Fan davon, dass Personen, die in der Politik tätig sind, auf politische Ereignisse wetten, weil sie zu nah dran sind. [...] Das kann durch Parteiregeln, die es verbieten, oder durch Gesetzgebung geregelt werden. – Iain Duncan Smith, ehemaliger Vorsitzender der Conservative Party, Quelle: The Guardian
Der ehemalige Verteidigungsminister Tobias Ellwood unterstützt Duncan Smiths Position und schlägt vor, ähnliche Regeln für Wettmärkte wie für die Börse einzuführen. Insider sollten von bestimmten Arten von Wetten ausgeschlossen werden.
Don Foster von den Liberal Democrats geht sogar noch weiter: Er plädiert für ein komplettes Verbot aller Wetten auf Wahlen. Will Prochaska von der Coalition Against Gambling Ads teilt dieselbe Meinung und considers all bets except for sports and horse racing inappropriate.
Großbritannien berühmt für skurrile Wetten
Das Vereinigte Königreich ist für seine Buchmacher bekannt und hat auch eine bevölkerung, die gerne auf aktuelle gesellschaftliche und politische Ereignisse wettet.
Ein bekanntes Beispiel war das Wetten auf die Farbe des Hutes der verstorbenen Queen Elizabeth II. während ihres Besuchs bei den Royal Ascot-Rennen. Sogar Mitglieder der britischen Königsfamilie sollen angeblich nicht abgeneigt sein, hin und wieder zu wetten.
In Deutschland ist das Wetten auf Wahlen hingegen verboten. Dies folgt aus dem Staatsvertrag über Glücksspiele, der nur Sportveranstaltungen und Pferderennen als legal ansieht. Daher ist beispielsweise das Wetten auf den Eurovision Song Contest (ESC) nicht erlaubt.
Die britische Glücksspielbranche bereitet sich auf Veränderungen vor
Der britische Wettbetrug bricht zu einer Zeit aus, in der das Glücksspiel in Großbritannien massive Veränderungen durchmacht. Der im Jahr 2023 veröffentlichte Gambling White Paper, der als Blueprint für die Neuregulierung der Branche dienen soll, steht derzeit im Mittelpunkt intensiver Debatten und Überarbeitungen.
Der Schutz der Spieler scheint das Hauptaugenmerk der Maßnahmen zu sein. Allerdings stoßen Vorschriften wie Integritätsprüfungen für Spieler auf Kontroversen. Außerdem gibt es Vorwürfe, dass politische Entscheidungsträger möglicherweise Spenden erhalten haben, um gegen die Umsetzung solcher Integritätsprüfungen zu stimmen.
Die Zukunft der Glücksspielregulierung in Großbritannien könnte von dem Ergebnis der Wahl am 04. Juli 2024 abhängen. Wenn die derzeit favorisierte Labour Party die Wahl gewinnt, wird es interessant sein zu beobachten, wie das Glücksspiel in Zukunft reformiert wird.
Als Reaktion auf den britischen Glücksspielskandal fordern einige strengere Regelungen, wobei Iain Duncan Smith parteiinterne Regeln oder Gesetzgebung vorschlägt, um Politikern das Wetten auf politische Ereignisse zu verbieten. Interessanterweise sind Online-Casinos in Deutschland im Gegensatz zum Vereinigten Königreich aufgrund ihrer spezifischen Glücksspielgesetze nicht berechtigt, auf Wahlen zu wetten.
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