Mehrere Veranstaltungen mit nationalsozialistischen Slogans - Das Problem ist nicht spezifisch für Sylt, sondern ein allgemeines Problem für Deutschland.
Es dauerte nicht lange, bis in der wohlhabenden deutschen Stadt Kampen ein Nazi-Skandal aufkam: Fünf von 500 Partygästen im Schickeria-Lokal "Pony" riefen zu dem Tanzhit "L'amour toujours" hasserfüllte Parolen.
Die Studentin Elisa Maria K. aus Hamburg wurde mit der Kamera dabei erwischt, wie sie lachend von ihrem Freund Juri B. beim Singen von "Ausländer raus" aufgenommen wurde. Werber Moritz N. aus Bayern hob den rechten Arm zum Hitlergruß und zeichnete sich mit den Fingern einen Hitler-Schnurrbart, während Christian M. aus München mit einem Glas Aperol Spritz in der Hand "Deutschland den Deutschen" rief.
Diese beunruhigenden Szenen gibt es nicht nur in Kampen; aus ganz Deutschland tauchen Fotos und Videos auf, die zeigen, was in Bierzelten und auf Tanzflächen anscheinend regelmäßig vorkommt.
Die ausgelassenen Feiernden schreien, ermutigt durch ihre Gruppensicherheit, Naziparolen zu bekannten Liedern.
--> Auf dem Schützenfest in Löningen (Niedersachsen) sind über Ostern rechte Parolen zu "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino zu hören: Mehrere junge Männer riefen in einem vollbesetzten Bierzelt die hasserfüllten Texte und ließen sich dabei filmen. Der Verein war schockiert.
--> Zwei Tage nach dem Skandal im Sylter "Pony" deckte ein anderer Club in der Nähe, das "Rote Kliff", auf, dass dort rassistische Parolen zum Hit des italienischen DJs gegrölt worden waren! Die Täter wurden jedoch rausgeschmissen und mit Hausverbot belegt.
--> Am Abend der Erlanger Bergkirchweih in Bayern riefen zwei Männer (21/26) "Auslaender raus" zu "L'amour toujours". Zwei zufällig anwesende Polizeibeamte außerhalb des Dienstes meldeten den Vorfall, woraufhin eine Untersuchung eingeleitet wurde.
--> Beim Dürpelfest in Solingen-Ohligs (NRW) wurden am Wochenende ausländerfeindliche Parolen während der Feierlichkeiten gemeldet. Zwei Zeugen erstatteten Anzeige gegen ein betrunkenes Paar (27, 25). Das Paar wies die Vorwürfe zurück.
--> Mindestens 20 Nazis haben in der Nacht zum Sonntag im malerischen Weinort Kröv an der Mosel (Rheinland-Pfalz) eine private Party gefeiert. Es soll verbotene Musik gespielt und "Heil Hitler"-Rufe gegrölt worden sein. 70 Polizeibeamte lösten die Versammlung in einem Ferienhaus auf.
--> Ein Video aus dem sächsischen Erzgebirge zeigt junge Leute, die offen "Ausländer raus" rufen. Die Aufnahmen stammen von der 6. Beachparty an der Waldbühne in Cunersdorf, einem Ortsteil von Annaberg-Buchholz, nach einem vorübergehenden Stromausfall. Besorgniserregend: Daran scheint sich niemand zu stören - im Gegenteil: Immer mehr Gäste machen mit!
In all diesen Fällen wurden Strafverfahren eingeleitet, unter anderem wegen Volksverhetzung. Auch der Verfassungsschutz ermittelt wegen der Verwendung von Symbolen verfassungswidriger Organisationen.
Was ist in Deutschland passiert?
Anna Reitnauer (28), Vorstandsmitglied des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Frankfurt, erklärt: "Wir haben ein großes Problem mit Rassismus und Antisemitismus in der jungen Bevölkerung. Es ist überall präsent - von Festivals bis zu Schulen und Universitäten, aber man erfährt nur durch diese Videos davon."
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Quelle: symclub.org