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Besessenheit vom Glücksspiel: Triumph, Niederlage, Niedergeschlagenheit

In Berlin steht eine Angeklagte vor Gericht, der Diebstahl im Wert von rund 1,4 Millionen Euro zur Begleichung ihrer Spielschulden vorgeworfen wird. Sie räumt ihre Taten ein und fühlt sich entlastet.

SymClub
12. Mai 2024
3 Minuten Lesedauer
NachrichtenOnline-CasinosDeutschland
Es begann alles mit kleinen Einsätzen beim Roulette. Am Ende verspielte Jeannette N. fast 1.500.000...
Es begann alles mit kleinen Einsätzen beim Roulette. Am Ende verspielte Jeannette N. fast 1.500.000 €.

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Besessenheit vom Glücksspiel: Triumph, Niederlage, Niedergeschlagenheit

Einem Finanzbuchhalter aus dem brandenburgischen Barnim wird vorgeworfen, rund 1,4 Millionen Euro zum Zocken gestohlen zu haben. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die verheerenden Auswirkungen einer Krankheit, die noch immer weithin unterschätzt wird. Vor allem bei den Betroffenen, wie der Sozialpädagoge Norbert Hieronymi betont.

"In der virtuellen Welt konnte ich der realen Welt entfliehen. Das Casino wurde mein Partner. Oft saß ich sechs Stunden am Roulettetisch. An Aufhören war nicht zu denken", sagt die Angeklagte Jeanette N., die sich vor dem Landgericht Berlin-Tiergarten wegen 396 Fällen von Untreue und Betrug in einem schweren Fall verantworten muss. "Ich gestehe alles. Ich bin spielsüchtig", sagt die 45-Jährige und wirkt fast erleichtert - als sei sie endlich aus einem Albtraum erwacht.

In Wirklichkeit dauert es meist Jahre, bis sich jemand seine Krankheit eingesteht: "Der erste Schritt ist immer, ehrlich zu sein. Mit der Sucht entwickeln viele Süchtige ein System von Ausreden und Lügen. Niemand will süchtig sein", sagt Sozialpädagoge Norbert Hieronymi, Leiter einer Beratungsgruppe für Spielsüchtige, im Gespräch mit dem Heilbronner Nachrichtenportal Stimme. "Viele Menschen gehen nach der Arbeit ins Spielcasino, um sich zu entspannen, Stress abzubauen und in eine andere Welt einzutauchen. Das kann zur Gewohnheit werden", warnt die Suchtberaterin.

Abwärtsspirale der Spielhölle

Jeanette N.s Leidensweg begann im Jahr 2010 mit Roulette in einem Online-Casino. Da ihr monatlicher Verdienst von 1.400 Euro nicht ausreichte, um ihre Spielsucht zu befriedigen, begann sie, andere zu bestehlen:

"Es war wie Fernsehen. Es war die einzige Möglichkeit, abzuschalten. Kleine Einsätze befriedigten mich nicht mehr. Ich musste das Geld, das ich verloren hatte, zurückgewinnen. Aussage der Angeklagten Jeanette N."

Hieronymi beschreibt dies als einen Teufelskreis, dem er als Suchtberater regelmäßig begegnet: "In der Beratung arbeiten wir mit dem Drei-Phasen-Modell: Gewinn - Verlust - Verzweiflung. Nach der Gewinnphase folgt die Verlustphase. Glücksspieler bauen sich ein Wahnsystem auf, in dem sie glauben, die Maschine durch schiere Ausdauer und Tricks besiegen zu können." Doch Hieronymi ist sich sicher: "Je häufiger jemand spielt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er verliert."

Ein Fass ohne Boden: Um ihre Verluste zu decken und weiter zu spielen, fing Jeanette N. an, Firmengelder ihres Arbeitgebers abzuzweigen - sie fälschte Belege, überwies Gelder, erstellte Scheinrechnungen und erteilte betrügerische Zahlungsanweisungen zu ihren Gunsten. Laut Bild hat sie 1.385.103,41 Euro gestohlen. Um ihre Sucht zu stillen, entließ sie acht Mitarbeiter und ruinierte eine Berliner Sicherheitsfirma und eine Anwaltskanzlei.

Glücksspiel-Burnout und Realitätsverlust

Jeanette N. setzte das Glücksspiel fort - angelockt von den "Champagner-Geschenken" der Internet-Casinos. Wenn sie sich eine Zeit lang nicht einloggte, rief man sie an und schickte ihr "Bonusgeld". Mit der Zeit geriet N. völlig außer Kontrolle:

"Einmal habe ich 100 Euro in einer Stunde in 20.000 Euro verwandelt und alles sofort wieder verloren."

Sie sprach auch über Entzugserscheinungen: Unruhe, Schlaflosigkeit, brennende Haut, Kopfschmerzen, schlechte Laune. Sie fühlte sich nur gut, wenn sie spielte.

N. wies die klassischen körperlichen Stimulationsmuster der Sucht auf: "Die Hirnforschung zeigt, dass Verhaltenssüchte dazu führen, dass Dopamin im Gehirn in ähnlicher Weise wie bei Suchtmitteln ausgeschüttet wird und ein Hochgefühl erzeugt. Und die Gehirnchemie verändert sich mit der Zeit. Spielsüchtige verlieren ihre Motivation für alles außer für das Spielen. Versuche, mit dem Glücksspiel aufzuhören, scheitern. Sie werden rückfällig", bestätigt Hieronymi.

"Süchtiges Verhalten ist eine extreme Form des Verhaltens, die sich der Selbstkontrolle entzieht und fast reflexartig abläuft", heißt es in dem Lehrbuch. Generell gilt Spielsucht seit 1980 als psychische Erkrankung. Inwieweit dies N.s Fall entlasten könnte, ist unklar. Was ihre Zurechnungsfähigkeit betrifft, sind weitere Untersuchungen erforderlich, ebenso wie der Grad ihrer Sucht. Berichten zufolge soll sie vor ihrer Verhaftung ein wertvolles Wochenendgrundstück in der brandenburgischen Schorfheide erworben haben. Nach eigenen Angaben hatte sie jedoch bereits ihr gesamtes Geld für Glücksspiele verprasst. Das Urteil wird für den 23. März erwartet.

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Quelle: www.onlinecasinosdeutschland.com

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