Luftfahrtunternehmen sieht sich Beschwerden über Preiserhöhungen bei Flugtickets gegenüber. - Aufgrund der eskalierenden Streikkosten leitet Lufthansa Sparmaßnahmen ein.
Nach den teuren Streiks zu Beginn des Jahres geht die Lufthansa auf Sparkurs. Obwohl die Nachfrage nach Flügen im Sommer hoch ist, kündigte Vorstandschef Carsten Spohr am Dienstag an, weniger neue Mitarbeiter für die Verwaltung der Hauptmarke Lufthansa einzustellen als zunächst geplant. Spohr erklärte bei der Vorstellung der Zahlen für das erste Quartal dieses Jahres in Frankfurt, dass in Bereichen gespart werden müsse, die die Kunden nicht direkt betreffen.
Theoretisch will das Unternehmen ab 2019 mit 20 Prozent weniger Management- und Verwaltungspersonal arbeiten. Auch die hohen Streikkosten sollen durch Effizienzsteigerungen gedeckt werden.
Trotz der Knappheit und der hohen Ticketkosten bei Konzerngesellschaften wie Swiss, Austrian, Eurowings und Lufthansa im Sommer rechnet Spohr nicht mit weiteren Preiserhöhungen, sondern mit einer Abflachung der Preise. Er bleibt optimistisch: "Es wird wieder ein sehr starker Reisesommer werden." Die Buchungen für die warme Jahreszeit liegen 16% höher als 2023, was auf ein "robustes Wachstum" hindeutet. Dazu könnte auch die neue Kabinenausstattung "Allegris" beitragen, die am 1. Mai in den ersten Langstreckenflugzeugen vorgestellt wird.
Ein operatives Ergebnis 2024 auf dem Niveau des Vorjahres schließt Spohr für die Lufthansa Group jedoch aus. Nachdem der Konzern Mitte April sein Gewinnziel wegen der anhaltenden Streiks und des Rückgangs der Luftfracht um eine halbe Milliarde Euro senken musste, soll das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes EBIT) in diesem Jahr nur noch 2,2 Milliarden Euro statt rund 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2023 erreichen. Der operative Verlust verdreifachte sich im ersten Quartal auf 849 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die Tatsache, dass der Konzern aufgrund von Streikausfällen, stockenden Flugzeugauslieferungen und einer vorsichtigeren Kapazitätsplanung für das Gesamtjahr 2019 nur 92 % seiner Kapazität aus dem Spitzenjahr vor dem Koronavirus auslasten kann, trug zu der korrigierten Gewinnprognose bei. Zuvor hatte Spohr für das Gesamtjahr 94 % angepeilt.
Spohr: "Es wird in den nächsten Jahren Lohnfrieden herrschen"
Das Unternehmen schätzte die Kosten für die verschiedenen Streiks auf rund 450 Millionen Euro. Davon fielen 350 Millionen Euro im ersten Quartal an, als das Lufthansa-eigene Boden- und Kabinenpersonal sowie das Sicherheitspersonal an verschiedenen Flughäfen streikte.
Am Dienstag bezeichnete Spohr einen neuen Tarifvertrag mit den Eurowings-Piloten mit einer Laufzeit bis Ende 2026 als streikfrei zustande gekommen. Für einen Großteil der Beschäftigten seien nun Verträge unterzeichnet worden. "Es wird für die nächsten Jahre Tariffrieden herrschen", zeigte sich Spohr zuversichtlich. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit bestätigte die Einigung auf ein Eckpunktepapier.
Spohr kritisierte, dass die EU-Kommission Bedingungen stelle, die die notwendige Konsolidierung der europäischen Luftfahrt erschweren würden. Gemeint ist die geplante Übernahme der staatlichen italienischen Fluggesellschaft Ita durch den deutschen MDax-Konzern, über die die EU-Kommission nach einer Fristverlängerung nun bis zum 13. Juni entscheiden will.
Der Lufthansa-Konzern hat noch bis zum 6. Mai Zeit, wettbewerbsrechtliche Bedenken mit kommerziellen Zugeständnissen auszuräumen. Die Behörde befürchtet, dass der Lufthansa-Konzern auf bestimmten Strecken und Flughäfen eine marktbeherrschende Stellung erlangen könnte. Spohr machte deutlich, dass es für sein Unternehmen keinen "Plan B" für die Ita-Übernahme gibt, falls die EU-Kommission sie ablehnt. Ziel sei es, den italienischen Kunden auf der Lang- und Kurzstrecke ein besseres Angebot zu machen. "Aber es muss sich für uns lohnen."
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Quelle: www.stern.de